Die sogenannte Haltungsstufe 3 steht in Deutschland für „Außenklima“ und ist Teil der vierstufigen Kennzeichnung von Tierhaltungsbedingungen im Lebensmitteleinzelhandel. Sie soll Verbrauchern Transparenz bieten und gleichzeitig höhere Anforderungen an das Tierwohl sicherstellen. Für landwirtschaftliche Betriebe bringt die Umsetzung dieser Stufe jedoch eine Reihe konkreter Herausforderungen mit sich – sowohl baulich als auch organisatorisch und wirtschaftlich. Es geht nicht nur um zusätzliche Ausläufe und Frischluftzufuhr, sondern auch um strengere Anforderungen an Platzangebot, Einstreu und Stallstruktur. Damit steigt der Investitionsbedarf deutlich, insbesondere bei der Umstellung bestehender Ställe. Gleichzeitig sind die Erlöse aus der Vermarktung oft nicht ausreichend, um die höheren Kosten zu decken. Die Einhaltung der Vorgaben unter realen Bedingungen erfordert zudem viel Know-how, Engagement und kontinuierliche Kontrolle.
Die Haltungsstufe 3 erfordert Zugang zu einem Außenklimabereich, was umfangreiche bauliche Maßnahmen zur Folge hat. Vor allem ältere Stallanlagen müssen häufig komplett umgebaut oder erweitert werden. Diese Investitionen sind teuer und erfordern lange Genehmigungsprozesse. Hinzu kommen erhöhte Anforderungen an Belüftung, Licht und Platzangebot. Viele Betriebe stehen dadurch vor erheblichen finanziellen und planerischen Hürden.
Der Zugang zum Außenklimabereich bringt ein erhöhtes Risiko für Keime, Parasiten und Witterungseinflüsse mit sich. Das Stallmanagement muss darauf reagieren, ohne die Tiergesundheit zu gefährden. Besonders bei schlechtem Wetter oder in Übergangszeiten steigt der Aufwand für Reinigung, Einstreu und Überwachung. Auch die Futterhygiene und Krankheitsprävention werden komplexer. Es braucht daher ein angepasstes Hygienekonzept und geschultes Personal.
Die tägliche Arbeit in einem Betrieb mit Haltungsstufe 3 ist deutlich aufwändiger. Zusätzliche Kontrollgänge, das Management der Ausläufe und ein höherer Pflegeaufwand für Stall und Tiere führen zu mehr Arbeitsstunden. Besonders kleinere Betriebe geraten dabei personell schnell an ihre Grenzen. Ohne eine ausreichende Personalausstattung oder technische Unterstützung wird der Mehraufwand zur dauerhaften Belastung. Auch die Dokumentation für Audits und Zertifizierungen bindet zusätzliche Ressourcen.
Trotz der gestiegenen Tierwohlstandards ist der wirtschaftliche Erfolg nicht garantiert. Die Preise, die Erzeuger für Produkte der Haltungsstufe 3 erzielen, stehen oft in keinem Verhältnis zu den Mehrkosten. Gleichzeitig ist die Nachfrage im Handel abhängig von Konsumverhalten und Wettbewerbsdruck. Viele Landwirte scheuen daher die Umstellung, weil die Wirtschaftlichkeit nicht langfristig planbar ist. Staatliche Förderungen können helfen, reichen aber oft nicht zur vollständigen Deckung aus.
Die Haltungsstufe 3 erfordert regelmäßige externe Kontrollen und eine lückenlose Dokumentation. Fehlerhafte oder unvollständige Nachweise können zur Aberkennung des Status führen. Für viele Betriebe bedeutet das eine zusätzliche bürokratische Belastung. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Verbraucher an Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Es braucht daher klare Prozesse und ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein im Stallalltag.